Anne-Marie Thomas berichtet aus Pittsburgh (Pennsylvania / USA)
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Anne-Marie Thomas, Pittsburgh Pennsylvania                                              

 

Die Idee ein Jahr in die USA zu gehen entstand als ich in der 8. Klasse war. Damals habe ich einen Bericht von einer ehemaligen Austauschschülerin im Internet gefunden. Es hat  zwar etwas Zeit gekostet meine Eltern davon zu überzeugen, dass es das Richtige für mich wäre, ein Jahr in den USA zu verbringen, aber als es dann zwei Jahre später soweit war, haben sie mir zugestimmt. Nachdem ich mich bei mehreren Organisationen beworben hatte und auch angenommen wurde, habe ich mich letztendlich doch für Team entschieden. Jedoch war es bei mir nicht so, dass ich darauf warten musste eine Gastfamilie zu bekommen, sondern ich wusste von Anfang an wo ich mein Austauschjahr verbringen würde. Da mein Onkel 22 Jahre zuvor auch als Austauschschüler in den Vereinigten Staaten war, nutzte ich die Möglichkeit zu seiner ehemaligen Gastfamilie zu gehen.

 

Nach dem ich ausführliche Informationen zugesendet bekam und am Info-Treffen in Stuttgart teilgenommen habe, ging es dann am 22. August 2008 mit 14 anderen Deutschen nach New York City. Dort wurde unsere Gruppe um eine Japanerin und einen Dänen erweitert, und zusammen verbrachten wir zwei einhalb Tage zwischen Broadway und 5th Avenue, zwischen dem Empire State Building und der Statue of Liberty.  Während dieser Tage lernten wir uns gegenseitig kennen und konnten unsere Freuden, Vorfreuden aber auch Ängste miteinander teilen. Nachdem wir New York entdeckt haben ging es am dritten Tag weiter nach Philadelphia, wo wir die ehemalige Hauptstadt inklusive Liberty Bell auf eigene Faust erkunden konnten und zufällig auch einige der Area Coordinators trafen. Am Abend sind wir dann in Washington, D.C. angekommen. Hier erwartete uns ein straffes Programm und wir haben das Weiße Haus, das Washington Monument, das Korean War Memorial, das Lincoln Memorial und viele andere mit eigenen Augen sehen können. Am fünften und letzten Tag war es dann so weit, wir sind zu unseren Gastfamilien weitergeflogen. Nachdem wir erstmal verschlafen haben, sind wir hektisch zum Flughafen. Dann war es soweit, der Abschied von den Anderen, gemischt mit der Vorfreude auf die Gastfamilie.

 

Bei meiner Ankunft am Pittsburgh International Airport erwartete mich mein Gastvater Jim mit seinem Pick-up  Truck. Auf dem Weg zu dem Haus in dem ich die folgenden 10 Monate verbringen sollte hat er mir von meiner Gastmutter und meinen Gastgeschwistern erzählt. Am Haus angekommen traf ich auf meine Gastschwester Hannah, die mich dann erstmal herumführte und mir alles Mögliche zu erzählen versuchte. Natürlich war das etwas viel auf einmal und ich konnte nur mit etwas Mühe verstehen was sie sagte. Meine Gastmutter Loretta und die Zwillinge sah ich dann erst am Abend beim dinner, da Loretta arbeiten musste und die Zwillinge Tim und Jon nicht mehr zu Hause wohnten. Auch meine andere Gastgeschwister wohnten nicht mehr zu Hause. Bridget wohnte in Downtown Pittsburgh, während die Familie etwa 30 Minuten außerhalb wohnte. Und Gastbruder Josh und seine Frau wohnten in D.C.  Die ersten paar Tage war alles noch sehr ungewohnt, das Leben in einer neuen Familie sowie das zu Recht finden im Haus und die Haustiere der Familie. Man musste damit rechnen, dass eine der fünf Katzen irgendwo herumlag und der Hund jedes Mal bellte wenn jemand der Tür nahe kam.

 

Sechs Tage später ging es dann auch in die Schule. Auch diese war am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig. Meine High School hatte etwa 1400 Schüler und war recht groß. Am ersten Tag bekam ich mit der Hilfe meines Guidance Counselor, der zufälligerweise der ehemalige Soccer coach meines Onkels war, meinen Stundenplan zusammengestellt. Dieser bestand aus:1. Period: Civic Leadership; 2. Period: Human Physiology and Anatomy Lab Honors; 3. Period: Journalism I; 4. Period Lunch; 5. Period: Pre-Calculus Honors; 6. Period: Spanish IV Honors; 7. Period: Art From and Function; 8. Period: English 10 A; 9. Period: History Honors. Meine Gastcousine Jess, die ich bereits kennen gelernt hatte, war in meinem Lunch und hat mir auch geholfen mich zu Recht zu finden. Die Lehrer und Mitschüler waren alle sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Ich habe auch schnell Freunde gefunden und mich angepasst da mich alle sehr unterstützt haben. Und natürlich hatte ich das ganze Jahr über das Vergnügen in den traditionellen Amerikanischen Schulbussen zur Schule zu fahren. Und auch das wichtigste an Amerikanischen High Schools ist mir nicht vorenthalten geblieben.  Der Schulsport, oder besser Teil eines der Teams zu sein. An unserer Schule waren es die Canon Mac Big Macs, und ich Mitglied im Tennisteam.

 

Anfang Oktober stand dann auch das erste schulische Großereignis an, Homecoming. Homecoming, oder das letzte Football Heimspiel der Saison. Dies wurde dann mit einer Spirit week und dem Homecoming Ball gefeiert. Die Spirit Week, die aus einem Pyjama day, einem blue and gold, welches unsere Schulfarben waren, day etc bestanden. Am jeweiligen Tag hat man dann das jeweilige angezogen. Und Freitagabend war dann das Spiel. Auch wenn unser Team nur mittelmäßig gut war, war fast die ganze Schule bei dem Spiel um das Team anzufeuern oder einfach nur Freunde zu Treffen. Am Samstag war es dann soweit, der erste Ball des Jahres. Zusammen mit Hannah, Jess und unseren Dates ging es dann auf zu der Farm meiner Gastcousine um die traditionellen Bilder zu machen. Wir Sechs sind dann in unseren Ballkleidern und Anzügen durch das hohe Grass gelaufen, haben aber ein paar tolle Bilder machen können. Danach ging  es dann zur Schule wo der Ball in der Sporthalle stattfand.

 

Im gleichen Monat war auch Halloween. An diesem Tag bin ich zusammen mit Jess trick or treating gegangen und hinterher noch auf eine Party mit ein paar Freunden. Das Halloween sehr groß ist hat man daran gesehen, dass die meisten Häuser bis zum Dach dekoriert waren, mit falschen Spinnweben, Kürbissen und allen möglichen anderen Grusseligen Dingen.  Nach Halloween stand auch Thanksgiving vor der Tür. An diesem Tag hatten wir natürlich schulfrei und eine große Familienfeier, Traditionell mit Truthahn.

 

Ein paar Wochen später war dann auch schon Weihnachten. Zu Weihnachten sind wir Heiligabend natürlich in die Kirche gegangen und Geschenke gab es dann am nächsten Morgen. Es war auch wieder Anlass für eine weitere Familienfeier. Aber nicht nur Weihnachten selbst, auch die Vorbereitungen dafür waren sehr unterhaltsam. Etwa eine Woche vor dem 25. sind  wir zu einer Baumfarm um uns den perfekten Weihnachtsbaum zu suchen. Haken bei der Sache nur, neben dem Schnee der teilweise einen halben Meter hoch war, und der mir schon einige Schneefrei-Schultage bescherte, mussten wir unseren Baum auch selbst fällen. Dies war jedoch kein Problem und wir konnten uns auf eine heiße Schokolade zu Hause freuen. Ein paar Tage nach Weihnachten sind wir noch nach Kanada gefahren. Da es nur ein paar Stunden entfernt war, wollte meine Gastfamilie mir noch die Niagarafälle zeigen. Dies hat sich dann jedoch herausgestellt schwerer zu sein als es schien, da uns der Schnee heimzusuchen schien. Von den Fällen bekamen wir dank Schneesturm nur wenig zu sehen, aber die Beleuchtung des kleinen Ortes war traumhaft.

 

Im Januar bekam Tim dann Besuch einer Freundin aus California, diese wohnte für eine Weile bei uns und hat uns im Gegenzug nach California eingeladen. Diese Einladung nahmen Hannah und ich dann auch an und in den Osterferien machten wir uns für zwei Wochen auf zu ihrer Familie nach Los Angeles. In der Zeit dort bekamen wir dann den Hollywood Boulevard, Santa Monica Beach, Long Beach, das Hollywood sign, die Universal Studios und vieles mehr zu sehen. Und besonders Interessant wurde es beim Essen. Da die Familie bei der wir wohnten Vietnamesisch-Chinesisch war, bekamen wir auch sehr authentisches Essen, wie zum Beispiel Entenzungen oder Hühnerfüße. Als Überraschung wurden wir dann auch noch nach Las Vegas gebracht, da die Stadt nur eine Vierstündige Autofahrt durch die Wüste entfernt ist verbrachten wir auch dort noch zwei tolle Tage bevor es weiterging nach San Diego. Dort haben wir dann die Jennys Schwester Binh getroffen. Von der wir durch San Diego geführt wurden und die uns auch nach Mexiko brachte. Da Binh an der UCSD Pharmazie studierte, war sie Mitglied in einer Freiwilligen Organisation die zu Krankenhäusern in Mexiko gefahren ist und dort ausgeholfen hat. Zufälligerweise war gerade so ein Trip geplant wenn wir dort waren und Hannah und ich bekamen die Chance ein bisschen von Mexiko zu sehen und unser Spanisch anzuwenden.

 

Schon einige Wochen später stand ein anderes schulisches Großereignis an, die Prom. Noch mehr aufgetakelt habe ich mich wieder in einer Gruppe mit Jess zum Ball aufgemacht. Diesmal aber nicht in der Schulsporthalle, sondern im Omni William Penn Hotel, einem Luxus Hotel in Pittsburgh, verbrachten wir eine tolle Nacht, einschließlich Dinnerbuffet, Magier und Hypnotiseur.  Der ganze Abend war unter dem Thema Viva Las Vegas, was natürlich Kartentische und eine ausgefallene Dekoration hervorrief.

 

Nur eine Woche danach nahm mich meine Gastmutter auf einen Roadtrip nach Connecticut. Da sie wusste, dass ich unbedingt Yale University sehen wollte, hat sie keine Mühen gescheut es mir auch zu zeigen. Wir sind also für ein Wochenende nach New Haven gefahren und haben die märchenhafte Uni erkundet. Leider war dieses Ereignis schon ein Indikator dafür, dass ich bald wieder gehen musste, da wir immer gesagt haben, wir würden dorthin fahren bevor ich gehe. Nun drei Wochen später musste ich dann auch schon gehen. Vorher jedoch stand noch die Hochzeit einer anderen Gastcousine an. Für diesen Anlass kam auch noch Verwandtschaft aus Oregon und New Mexiko. Diese blieben für einige Zeit nach der Hochzeit und wollten auch Washington, D.C. und Gettysburg einen Besuch abstatten. Hierzu haben sie Hannah und mich mitgenommen. So bekam ich die Hauptstadt einmal mehr zu sehen und auch eine Einführung in American Civil War History.

 

Vier Tage nach diesem Ausflug ging es dann auch schon wieder zurück nach Deutschland. Zwar viel der Abschied von der dortigen Familie nicht gerade leicht aber andererseits war auch die Vorfreude meine richtige Familie wieder zu sehen groß. Nachdem ich dann mit tonnenschwerem Gepäck nach 20 stündiger Reise in Frankfurt angekommen war, hat es nicht lange gedauert bis ich mich wieder zu Hause eingelebt habe und das ereignisreichste und erfahrungsreichste Jahr meines Lebens abgeschlossen war.

 

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