Devon: Maja Maletz berichtet aus Torquay (England)
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„Ich bin weg, Au Au

Au Au Au Revoir!“

Meine vier Monate in einer anderen Kultur

- ein Erfahrungsbericht von Maja Maletz

 

 

Vier Monate ins Ausland - für viele nur ein Traum, doch meiner hat sich erfüllt. Ich war von September bis Dezember in Großbritannien, genauer gesagt in Torquay, eine Stadt an der Südküste des Landes. Es war, ist und wird eines der großartigsten Erlebnisse meines Lebens sein und das nicht nur wegen dem Land, der Leute oder einfach dem Gefühl alleine, ohne seine Eltern, etwas Neues zu entdecken. Nein, es ist alles zusammen, die Kombination lässt den Nervenkitzel entstehen! Es ist ja nicht selbstverständlich und schon gar nicht alltäglich sich, ohne auch nur irgendjemanden zu kennen, in ein Flugzeug nach London zu setzen, seine gesamte Familie und das gewohnte Umfeld hinter sich zu lassen um in ein neues Land aufzubrechen. Aber eines ist sicher, solange du offen für neue Kulturen und andere Menschen bist, wird das die beste Zeit deines Lebens werden.

 Allein das Leben in einer Gastfamilie ist eine ganz neue Erfahrung für mich gewesen, mit massig unbekannten Situationen. Anstatt wie ich es in Deutschland gewöhnt war, einen kleinen Bruder zu haben, musste ich mit gleich zwei älteren Gastbrüder und einem kleinem Hund zurechtkommen (was aber total unproblematisch war). Beide Jungs kamen aus der chinesischen Stadt, und ehemaligen englischen Kolonie, Hong-Kong und verbrachten nun schon dass 3. Jahr in Torquay (diese lange Zeit ist für chinesischen Gastschüler ganz normal). Dass wir eine gewissermaßen „Multi-Kulti-Familie“ waren, hat sich natürlich auch im Essen wiedergespiegelt, obwohl, wie bestimmt bekannt, das englische Essen schon eine ganz spezielle Spezies für sich ist. Ganz typisch gab es English Tea and toast with jam zum Frühstück, nicht wie das Gerücht besagt „Baked beans“& Co, dies nur zu besonderen Anlässen oder ab und zu am Wochenende. Das Mittagsessen fiel da schon etwas kleiner aus, oft isst man mittags gar nichts oder nur eine Kleinigkeit, aber dann zum Dinner wird richtig gekocht, wenn auch nicht immer frisch. Oft ist die Mahlzeit fettig und enthält viele Kohlenhydrate, Gemüse ist dann doch eher ein Fremdwort. Natürlich waren scharfe Saucen vorprogrammiert, wenn man mit zwei Chinesen zusammenlebt, aber ebenso eine Menge Spaß.

Ganz anders als in Deutschland war auch das britische Schulsystem, oft hat man nur max. fünf Unterrichtsstunden a ca. 50min. pro Tag. Ein, wie ich finde sehr großer Vorteil war auch, dass der Unterricht erst um 9 Uhr beginnt, aber daher auch JEDEN Tag bis halb vier nachmittags hinzieht, da man auch eine sehr lange Mittagspause hat .Obwohl ich in Deutschland erst in die 10. Klasse gehe,  bin ich dort in der 12. Klasse gewesen, also schon „Sixth Form“ (Abiturstufe), was an meiner Schule mit vielen Vorteilen verknüpft war. Ich musste keine Schuluniform mehr tragen, konnte mir 2-3 Kursfächer selbst wählen (diese geringe Fächeranzahl ist in der Sixth Form normal), und dank der hoch technologisierten Ausstattung wurde sich auf „Independent Study“ konzentriert. Das heißt man hat weniger Stunden am Tag (im Durchschnitt ca. 3 Stück), arbeitet in der freien Zeit sich aber selbst durch den Unterrichtsstoff, was wie ich finde eine sehr gute Vorbereitung für die Universität ist. Diese außergewöhnliche Art des Unterrichtes war aber ein Projekt meiner Schule und ist daher nicht unbedingt maßstabgebend für andere britische Schulen. Trotzdem habe ich viel Neues gelernt, da ich Fächer wie Sports Science und Photography belegte, die an einer deutschen Schule nicht einmal existieren.

 

Neben der Schule und meiner Gastfamilie habe ich aber auch sehr viele neue Freunde kennen gelernt, mit denen ich durch „dick & dünn“ gegangen bin, und die einen auch wenn mal etwas Heimweh aufkommen sollte, sofort wieder aufgemuntert haben. Ohne sie wäre meine Auslandszeit sicher nicht so wunderschön geworden, denn wir haben jedes Wochenende etwas zusammen unternommen. Bei uns Mädels stand ganz weit oben auf der Liste natürlich shoppen gehen, was in Torquay und Umgebung sehr gut möglich war, da es auch das ein oder andere Geschäft gab, welches wir in Deutschland nicht haben, sowieso ist die englische Mode der Jugendlichen doch etwas anders. Neben dem fast wöchentlichen Bummel-Tag, sind wir auch oft in andere Städte wie Exeter und Plymouth gefahren um unsere Region etwas näher kennen zu lernen. Deren Landschaft war oft atemberaubend und einzigartig, kleine verlassene Buchten, typische winzige gemütliche Häuser, tiefblaues Meer und schroffe Steilküsten. Eine Kulisse, die gerne für den einen oder anderen Filmdreh genutzt wird, und bei uns reines Erstaunen über die Schönheit der Natur ausgelöst hat. Wer kann schon sagen, dass er nach der Schule mal kurz an den Strand geht, egal ob zum Joggen oder einfach nur genießen. Durch die günstige Lage Torquay´s an der Südküste Großbritanniens, an welcher der warme Golfstrom entlang fließt, hatten wir bis in den Oktober hinein noch Temperaturen, die oft keine lange Hose erforderlich machten, eher waren da schon die Sommerklamotten angesagt.

Wenn ich zurückblicke, würde ich sagen, dass die vier Monate wie ein kleines Paradies waren, das nur mir gehört und nicht meinen Eltern oder Freunden zuhause. Die können sich nämlich oft gar nicht vorstellen, was man alles erlebt hat und mussten sich anfangs erst einmal daran gewöhnen, dass ich mich verändert hatte in den vier Monaten. Ich bin jetzt viel selbstständiger und auch selbstbewusster geworden, und habe somit mein Ziel der Reise zu 100% erfüllt, worauf ich sehr stolz bin. „Unterm Strich“ empfehle ich jedem,  der die Möglichkeit hat, so ein Abendteuer zu erleben, dieses auf jeden Fall anzutreten! Man kommt endlich einmal aus seinem gesamten Alltagstrott raus und erlebt Dinge, die einen in seinem ganzen Leben von Nützen sein können. Außerdem findet man ein paar neue Freunde und hat mit Sicherheit massig unbekannte Erfahrungen gemacht, egal ob positiv oder negativ, beide sind auf jeden Fall charakterfördernd und helfen einem den Blick fürs „Große Ganze“ im Leben zu bekommen.

 

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